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Kapitel 4: Der Prozess geht zu Ende

 

 

Der aufgerufene Zeuge betrat etwas genervt den Gerichtssaal. Er hieß Heinrich Klein (er war übrigens nicht mit der Angeklagten verwandt; denn sonst könnte er ja hier vor Gericht die Aussage verweigern, da man ja bekanntlich nicht gezwungen werden kann gegen seine Angehörigen auszusagen) und war extra den weiten Weg aus Wolfsburg nach Berlin gefahren, um gestern seine Aussage zu machen. Da daraus aber leider nichts geworden war und er sich kein Hotelzimmer mieten wollte, musste er die gestrige Nacht in seinem kleinen aber feinen Auto verbringen. Er war natürlich entsprechend gut gelaunt, sagte aber trotzdem gegen Melissa Klein aus. Heinrich Klein war zur selben Zeit wie Melissa Klein alias Susanne Beck in einem Wolfsburger Kaufhaus als Geisel festgehalten worden. Die Geiselnahme war genau in dem Augenblick losgegangen, als der zuständige Kaufhausdetektiv Melissa gerade eingeholt hatte. Kurze Zeit später hatte einer der Geiselnehmer den Kaufhausdetektiv erschossen und Melissa Klein zusammen mit ein paar anderen Geiseln gegen einen gefährlichen Verbrecher eingetauscht. Glück für sie, Pech für den Kaufhausdetektiv. Aber das er hinter ihr her war, konnte logischerweise nur bedeuten, dass sie in diesem Kaufhaus irgendwas gestohlen hatte. Jedenfalls war das die Meinung des Zeugen und die des dummen Staatsanwalts, der vermutlich nicht wußte das der Kaufhausdetektiv Melissa nur verfolgt hatte, weil er sie erkannt hatte. Kommissar Schubert wußte natürlich, dass sie in diesem Kaufhaus gewesen war; weshalb ihn ein Zeuge, der aussagte das sie tatsächlich dort gewesen war, nicht sonderlich überraschte. Aber er wunderte sich darüber, dass der Staatsanwalt die Angeklagte nicht auch noch wegen eines Diebstahls, den sie dort möglicherweise begangen hatte, anklagte. Für einen Diebstahl in diesem Kaufhaus lag jedoch kein Beweis vor. Und der Zeuge hatte nur gesehen, dass der Kaufhausdetektiv Melissa verfolgt hatte, nicht aber wie sie etwas gestohlen hatte. Was niemand außer Melissa selbst wußte, war das sie aus diesem Kaufhaus tatsächlich etwas gestohlen hatte: Eine hellbraune Haarperücke. Kurz nachdem der Zeuge Heinrich Klein entlassen worden war und den Zeugenstand verließ, um sich neben die anderen Zeugen auf den Zeugensitzplätzen zu setzen, rief der ziemlich umständlich arbeitende und enorm umständlich denkende Staatsanwalt seinen nächsten Zeugen auf. Der Name dieses Zeugen war Rudi Cover und er stammte aus Hamburg. Und er hatte gestern ähnliche Probleme gehabt, wie der Zeuge Heinrich Klein. Aber er war reich genug, um sich in einem Hotel einquartieren zu können. Nachdem sich Rudi Cover in den Zeugenstand gesetzt und man ihm die üblichen Standardfragen gestellt hatte, sagte er gegen die Angeklagte aus. Es war schon einige Zeit vergangen, seit der Zeuge die flüchtige Verbrecherin Melissa Klein alias Susanne Beck zusammen mit ihrem entfernten Verwandten Viktor Röhr in Hamburg zufällig in einem Kaufhaus gesehen hatte. Er hatte sie (wie auch der vorherige Zeuge) nicht sofort erkannt, aber einige Zeit später war ihm dann doch aufgefallen, dass die flüchtige Verbrecherin eine flüchtige Verbrecherin war. Rudi Cover rief danach natürlich sofort bei der Polizei an und erzählte dem Beamten am Telefon natürlich auch wo er die Angeklagte gesehen hatte. Die für Diebstahl zuständigen Beamten waren sehr überrascht darüber, dass Melissa Klein zufällig in dem Kaufhaus gewesen war, aus dem ungefähr zur selben Zeit jede Menge Sachen gestohlen worden waren. Aber auch wegen dieses Diebstahls wurde sie hier nicht angeklagt, da die Behörden davon ausgingen das diese Diebstähle auf das Konto von dem inzwischen freiwillig verschiedenen Viktor Röhr gingen (womit die Behörden auch vollkommen richtig lagen). Nachdem dieser 30ste Zeuge in diesem Fall ohne den geringsten Einwand des Verteidigers ausgesagt hatte, wollte der Staatsanwalt nun endlich seinen vorletzten Zeugen aufrufen. Dieser Mann war es, der den Prozess laut Meinung des Staatsanwaltes auf eine internationale Ebene erhob. Ja, der Herr Staatsanwalt war schon ein selten dämlicher Vollidiot. Aber wie auch immer. Bei diesem Zeugen handelte es sich jedenfalls um einen britischen Polizisten namens James Blake. Dieser deutschsprechende Beamte von Scotland Yard war extra auf Staatskosten aus London in unsere geliebte Landeshauptstadt Berlin gereist, um dem Gericht von Angesicht zu Angesicht zu berichten, was Melissa dort alles verbrochen hatte. Das war zwar nicht besonders viel gewesen, aber er sagte trotzdem aus. Doch bevor der uniformierte englische Polizist vor Gericht aussagen konnte, unterbrach der ehrenwerte Richter Alex Bold die Verhandlung für fünf Minuten, da er dachte es könnte ja sicher nicht schaden die Spannung vor dem Finale etwas aufzubauen (auch wenn diese Unterbrechung nur dazu führte, dass sich dieser Prozess noch mehr in die Länge zog).

 

 

Exakt fünf Minuten später sagte der englische Polizist namens James Blake vor Gericht gegen die Angeklagte aus. Nachdem der Richter wie immer die Personalien des Zeugen durchgegangen war, begann dieser von Melissa‘s Festnahme in London zu berichten (das was bereits in Kapitel 1: Diebe, Flüchtlinge und Amokläufer leben gefährlich stattfand hier an dieser Stelle nochmal zu wiederholen, erscheint mir irgendwie sinnlos, weshalb wir diesen Teil der Aussage einfach überspringen). Danach erwähnte er noch, dass die Angeklagte seit ihrer folgenreichen Festnahme in der britischen Hauptstadt stur die Aussage verweigerte. Als James Blake seine Aussage beendet und sich zu den anderen Zeugen gesetzt hatte, rief Staatsanwalt Herrmann Hess endlich seinen letzten Zeugen auf. Okay; eigentlich sollte ich besser sagen: Er rief endlich seine letzte Zeugin auf. Und bei dieser Zeugin handelte es sich um die Berliner Kommissarin Bonnie Biedrig, die überglücklich war endlich ihre Aussage machen zu können. Und das tat sie dann selbstverständlich auch. Sie berichtete dem hohen Gericht von der Überführung der Verbrecherin von London nach Berlin und natürlich auch von ihrem gescheiterten Fluchtversuch bei dem Zwischenstopp in Paris. Nachdem sie fertig war, setzte sie sich nach hinten zu den anderen Zeugen und der ehrenwerte Richter Alex Bold atmete tief durch. "Das war nun endlich unsere letzte Zeugin. Sie können nun ihre Plädoyers halten. Und sie fangen wie üblich an, Herr Staatsanwalt. Doch vorher hören wir uns noch an, was die Jungendgerichtshilfe zu sagen hat.", befahl der Richter, der froh war, dass es bald vorbei war.

Nun hatte Frau Dr. Berta Sewell das Wort. Doch sie konnte nicht besonders viel über die Angeklagte sagen, da diese ja eisern geschwiegen und sich nur mit ihrem Verteidiger unterhalten hatte. Also quatschte sie etwas davon, dass die Angeklagte keine Reue empfinde und all solches Blablabla eben. Wen interessiert‘s? Als sie fertig war, bekam der seltsame Staatsanwalt endlich seinen großen Moment. "In Ordnung.", sagte Staatsanwalt Herrmann Hess, während er ruhig und gelassen aufstand um nun endlich sein ach so wichtiges Plädoyer zu halten.

"Euer Ehren: In diesem spektakulären Prozess wurde zu Tage getragen, dass die Angeklagte über eine enorme Menge krimineller Energie verfügt. Sie wurde wegen des Mordes an Jack Liefers angeklagt. Sie wurde der Mitwisserschaft im Mordfall Thomas Liefers angeklagt. Sie wurde des 25fachen Diebstahls angeklagt. Sie wurde wegen Urkundenfälschung angeklagt. Sie wurde wegen Besitzes gefälschter Papiere angeklagt. Sie wurde wegen illegalem Besitzes eines Autos angeklagt. Sie wurde wegen ihrer Flucht vor der Polizei angeklagt. Sie wurde wegen Diebstahls von 500.000 Euro angeklagt. Und sie wurde wegen Schmuggeln‘s angeklagt. Zwar ist der inhaftierte Zeuge Max Baret ein durchgedrehter Süchtiger, aber das heißt natürlich nicht das er nicht von der Angeklagten bestohlen worden ist. Und es mag auch stimmen, dass hier und da ein paar kleinere Zweifel an der Mordanklage aufgetaucht sind, aber das beweist noch lange nicht die Unschuld ihrer hinterlistigen Mandantin Herr Handtauninsom. Diese junge Frau ist eine gemeingefährliche Verbrecherin, die man zum Wohle der Gesellschaft für immer wegsperren muss. Ich beantrage daher eine lebenslange Freiheitsstrafe für die Angeklagte.", plädierte Staatsanwalt Herrmann Hess.

Nachdem der Ankläger sich wieder gesetzt hatte, stand der Verteidiger auf und hielt sein Plädoyer, dass ungefähr so aussah: "Euer Ehren: Meine Mandantin mag ohne Zweifel eine Diebin und Betrügerin sein, aber sie ist ganz sicher keine Mörderin. Sie hat die Tat unter Einfluss von schweren Drogen begangen, die ihr vom Opfer selbst verabreicht worden waren. Und selbst wenn sie die Tat in vollem Bewußtsein begangen hätte, was sie nicht hat, so kann der Herr Staatsanwalt bei einer noch nicht volljährigen Person nicht einfach so eine lebenslange Freiheitsstrafe fordern. Aber das ist sowieso nebensächlich, denn meine Mandantin ist im punkto Mord vollkommen unschuldig. Was einige von den anderen Verbrechen betrifft, die ihr hier vorgeworfen worden sind, mag sie durchaus schuldig sein. Aber diese Verbrechen wiegen meiner Meinung nach nicht so schwer, dass man sie deshalb für allzu lange Zeit ins Gefängnis stecken sollte. Ich beantrage daher meine Mandantin zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe zu verurteilen. Sollte sie sich in dieser Zeit irgendwie strafbar machen, wird sie selbstverständlich die darauffolgenden fünf Jahre im Gefängnis verbringen."

Nachdem der Verteidiger sich wieder hingesetzt hatte, zog sich das hohe Gericht zur Beratung zurück.

 

 

Eine halbe Stunde später verkündete Richter Alex Bold das Urteil. Alle Anwesenden erhoben sich und warteten gespannt auf seinen Urteilsspruch. Und der Richter verurteilte die Angeklagte zu 20 Jahren Gefängnis, mit der Möglichkeit nach 15 Jahren vorzeitig freigelassen zu werden. Außerdem musste sie für die durch dieses merkwürdige Verfahren entstandenen Kosten ganz allein aufkommen, was ziemlich unfair war, da sie ja kein Geld mehr hatte. Aber Richter Alex Bold hatte seine Gründe für dieses viel zu harte Urteil: Er hatte schlichtweg die Nase voll von der viel zu weit verbreiteten Jugendkriminalität und wollte ihr so entgegenwirken. Außerdem hielt er Melissa auf Grund der vielen Zeugen und Beweise tatsächlich für eine gefährliche Kriminelle, die eine Gefahr für die Gesellschaft darstellte. Und er war zu dem Schluß gekommen, dass die Angeklagte ihren Entführer tatsächlich vorsätzlich ermordet hatte, so wie es der hinterlistige Staatsanwalt die ganze Zeit gesagt hatte. Bold gab ihm also widerwillig recht. "Ein ziemlich hartes Urteil, gegen das der Verteidiger wahrscheinlich in Berufung gehen wird. Aber warum auch nicht? Schließlich finde selbst ich diese hohe Strafe viel zu hart. Das hat Melissa nicht verdient. Es ist also vermutlich noch nicht vorbei. Und wenn Pete Handtauninsom in Berufung geht, dann geht der ganze Spaß natürlich wieder von vorne los. Na das kann ja heiter werden. Ich und all die anderen Zeugen werden demnach nochmal vor Gericht aussagen müssen. Für den englischen Polizisten wird es am schlimmsten. Er war dabei, als Melissa verhaftet wurde und wird daher wahrscheinlich nochmal aussagen müssen. Und das, wo er so weit weg wohnt. Und sein Job und seine vielleicht irgendwann anstehende Beförderung werden darunter bestimmt auch leiden. Das wird bestimmt ziemlich stressig für ihn. Und natürlich für die anderen Zeugen, die auch außerhalb von Berlin wohnen. Aber irgendwie werden sie das schon schaffen. Sie werden ja auch kaum eine andere Wahl haben, sowie ich unser geliebtes deutsches Rechtssystem kenne.", dachte Kommissar Christian Schubert enttäuscht.

Plötzlich geschah etwas, womit weder der Richter noch irgend jemand sonst gerechnet hatten: Die Angeklagte zog eine Pistole, packte ihren Verteidiger und nahm ihn als Geisel. "Keine Bewegung ihr Penner!", schrie sie, während sie darüber nachdachte, ob sie die ihr gehörenden und dem Richter vorliegenden Beweisstücke mitnehmen sollte.

Sie kam zu dem Schluß es besser zu lassen und den unnötigen Ballast zu vergessen. Alle Anwesenden waren entsetzt von der Art und Weise, wie sie ihren Verteidiger als Schutzschild nahm und ihm die Pistole an den Kopf hielt. Kaum zu glauben, dass der arme Mann gleich zweimal an zwei Tagen als Geisel genommen wurde. Die Wachen richteten ihre Waffen auf die bald wieder flüchtige Verbrecherin, doch das interessierte sie herzlich wenig. "Runter mit den Waffen! Sonst leg ich ihn um!", schrie sie die uniformierten Beamten an, die ihrem Befehl auch sogleich Folge leisteten.

"Lassen sie das doch. Sie machen alles nur noch schlimmer.", versuchte der Richter ihr einzureden, während sie und ihr Verteidiger langsam aber sicher den Gerichtssaal verließen.

Melissa ignorierte das Gerede des Richters, da sie ohnehin eine andere Meinung vertrat und spazierte mit ihrem Verteidiger und ihrer Pistole aus dem Gerichtssaal heraus. Der eine Wachmann war sogar noch so nett ihr die Tür aufzuhalten, bevor sie verschwand. Etwa eine Sekunde nachdem die Tür wieder geschlossen war, brüllte der ehrenwerte Richter: "Verfolgen sie diese Verrückte! Rufen sie die Polizei! Los!"

Der erste Befehl galt seinen bewaffneten Angestellten, die ihn natürlich ohne zu zögern befolgten. Der zweite Befehl galt offenbar dem Staatsanwalt, der das aber offensichtlich nicht registriert hatte. Also wiederholte der Richter ihn nochmal, woraufhin Kommissar Vincent Schuber blitzschnell aufstand und rief: "Die ist schon da! Wir sind doch die Polizei!"

"Genau. Wir sind die Polizei.", stand Schubert seinem Kollegen bei, während er auch mit Mühe und Not aufstand.

Er hätte in Melissa‘s Situation wahrscheinlich dasselbe wie sie getan und auch den Anwalt als Geisel genommen, um nicht ins Gefängnis zu müssen. "Dann verfolgen sie diese Verrückte und bringen sie mir schnellstens zurück!", schrie der Richter, woraufhin die beiden Kommissare selbstverständlich so schnell wie möglich die Verfolgung aufnahmen.

Doch da Kommissar Schuber so freundlich war, auf seinen langsameren Kollegen zu warten, verzögerte sich das ganze etwas. Herrmann Hess fand das beinahe schon witzig, konnte sich aber ein unpassendes Lachen verkneifen, während die Wachmänner des Richters draußen vor der großen Tür irgendwie immer in die falsche Richtung liefen.

 

 

Während all das geschah, waren Melissa und ihr als Geisel genommener Verteidiger schon dabei das Gerichtsgebäude zu verlassen. Melissa hatte ihren kurzen Vorsprung genutzt und war mit ihrem Anwalt über ein paar Treppen sehr schnell ins zum Gebäude gehörende Parkhaus geflüchtet. Dann waren sie in den Wagen des Verteidigers gestiegen und waren losgefahren. Nicht einmal zwei Minuten nach dem Beginn ihrer Flucht hatten sie das Gebäude bereits mit dem Auto des Anwalts verlassen, der übrigens auch am Steuer saß. Sie ließen das Gerichtsgebäude und seine Bewohner sehr schnell hinter sich und fuhren in Richtung Autobahn.

 

 

Etwa 20 Minuten später verließen sie besagte Autobahn und fuhren in ein eher dünn besiedeltes Viertel von Berlin. Sie parkten den Wagen des Verteidigers in einer Seitenstraße und stiegen in ein anderes Fahrzeug um. Es würde eine Weile dauern, bis die Berliner Polizei das erstgenannte Auto finden würde. "Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Man muss von Zeit zu Zeit das Fluchtauto wechseln, um das Risiko erwischt zu werden, etwas zu vermindern.", sagte der überhaupt nicht ängstliche Verteidiger, der sich seine Maske vom Kopf riß, nachdem er und seine kriminelle Mandantin den zweiten Fluchtwagen bestiegen hatten.

Pete Handtauninsom alias Phantom Eintausend alias Heinrich Weißer saß wie beim letzten Mal am Steuer des Wagens, den er wie den anderen selbstverständlich geklaut hatte. Er zog die Robe des Verteidigers aus, die er vor einigen Tagen aus einem Kostümverleih gestohlen hatte. Es kam ihm vor wie eine Befreiung aus einer Zwangsjacke. Heinrich Weißer bat Melissa Klein höflich darum die Tasche, die auf dem Rücksitz lag, nach vorn zu holen. Sie beugte sich schnell nach hinten und befolgte seine Bitte. "Mach sie auf.", sagte er zu ihr.

Im inneren der Tasche befand sich eine Perücke. Sie war hellbraun und gefiel der flüchtigen Verbrecherin sehr gut. Melissa freute sich und küsste das Phantom zum Dank auf die Wange. Und nachdem sie sich die hellbraune Perücke aufgesetzt und die Maske von Pete Handtauninsom zusammen mit der Robe und der Pistole in die Tasche gesteckt hatte, fuhren die beiden auch schon los. Melissa legte die Tasche wieder auf den Rücksitz. Niemand würde die beiden aufhalten können.

 

 

Ungefähr zur selben Zeit dachte Anja Weißer über den genialen Plan ihres Bruders nach, während sie und die anderen Zuschauer noch immer im Gerichtssaal saßen: "Das ist wirklich ein genialer Plan, den sich mein großer Bruder da ausgedacht hat. Zuerst verkleidet er sich als Melissa‘s Vater und besucht sie im Knast, um sie über alles zu informieren und dann gibt er sich als Anwalt aus und meldet sich freiwillig für die Verteidigung meiner Freundin. Und wenn es ihm nicht gelungen wäre einen Freispruch zu erlangen, was ja auch so passiert ist, dann wäre eben das passiert was eben passiert ist. Wer weiß? Wenn er es geschafft hätte sie legal frei zu kriegen, hätte er vielleicht eine Karriere als Anwalt begonnen. Aber sich zu fragen, was wäre gewesen wenn, erscheint mir irgendwie sinnlos. Denn was passiert ist, ist nun einmal passiert. Aber egal. Heinrich wird sie jetzt wahrscheinlich erstmal in unsere Laube im Schrebergarten fahren und dort eine Weile verstecken. Dann besorge ich ihr eine neue Identität und sie fängt hier in Berlin ein neues Leben an. Sie hat es ja außerhalb versucht, aber es hat einfach nicht funktioniert. Sie wurde mehrmals fast erwischt und am Ende ganz erwischt. Es ist besser für sie, wenn sie einfach hierbleibt."

Während Anja das alles dachte, betete Sandra Weck dafür, dass ihre Kameradin davonkommen möge. Und Schubert stand einfach nur herum und dachte nach, woher Melissa die Kanone hatte. Er gab schon ein seltsames Bild ab, so wie er mitten im Gerichtssaal herumstand und nachdachte. Außer ihm und ein paar zurückgekehrten Wachmännern saßen alle anderen auf ihren Plätzen. Der Kommissar spazierte etwas im Saal herum, obwohl ihm das Spazieren ohne Krücken sehr schwer fiel. Aber er musste eben lernen wieder richtig zu laufen. Plötzlich entdeckte er, dass unter dem Stuhl des Verteidigers etwas lag. Bei diesem etwas handelte es sich um eine Visitenkarte, die der Berliner Kriminalkommissar natürlich sofort aufhob. Auf der Visitenkarte stand: Das Phantom mit den 1.000 Gesichtern (Phantom Eintausend) hat wieder zugeschlagen. Schubert legte die Visitenkarte auf den Tisch, an dem vor kurzem noch der Verteidiger und seine Mandantin gesessen hatten und fragte den Richter: "Euer Ehren. Kann es vielleicht sein, dass sich Pete Handtauninsom für diesen Fall freiwillig zur Verfügung gestellt hat?"

"Ja. Er hat sich freiwillig zur Verfügung gestellt. Ich habe seine Unterlagen überprüft und fand ihn als Verteidiger geeignet.", antwortete der Richter.

"Sind sie ihm jemals vorher begegnet?", fragte der uniformierte Kommissar, während er langsam aber sicher auf den sitzenden Richter zuging, der sich über die Fragen des Berliner Beamten doch sehr wundern musste.

Die Kommissare Bonnie Biedrig, Bernie Bund und Vincent Schuber waren genauso verwundert über diese seltsamen Fragen ihres Kollegen und fragten sich gleichzeitig, was er da dem Richter brachte. "Ich gehe davon aus, dass der Name P-E-T-E H-A-N-D-T-A-U-N-I-N-S-O-M ein Annagramm für P-H-A-N-T-O-M E-I-N-T-A-U-S-E-N-D ist und das Phantom mit der Angeklagten zusammenarbeitet. Wie sonst ist sie an die Pistole gekommen?", fragte Kommissar Schubert in die Runde, während seine behandschuhte Hand die Visitenkarte des Phantoms dem Richter übergab.

"Mein Gegenspieler ist also das Phantom Eintausend.", bemerkte der Staatsanwalt, bevor er begann sich halb totzulachen.

"Das ist der Komplize!", schrie Sandra Weck plötzlich, während sie verängstigt mit dem zitternden Finger auf den Staatsanwalt zeigte.

"Was?", fragte der verwunderte Staatsanwalt plötzlich.

"Er ist der zweite Amokläufer! Ich bin mir absolut sicher, dass er es ist!", schrie Sandra weiter, die vor Angst inzwischen kreidebleich geworden war (zum Glück hatte sie in diesem Gerichtssaal absolut nichts zu befürchten; zumal auch ihre Mutter bei ihr war, die aufgrund des gestrigen Vorfalls mit dem Zeugen Max Baret zur Sicherheit eine geladene Pistole bei sich hatte).

Sofort zogen Schubert und Schuber ihre Waffen und richteten sie auf den Staatsanwalt. "Sie hat sie anhand ihres teuflischen Lachens wiedererkannt.", sagte Schubert zu Herrmann Hess.

"D-das ist do-doch... blö-blödsinn! So l-lachen bestimmt ta-tausende von Menschen auf der ga-ganzen w-weiten Welt.", versuchte sich Herrmann Hess zu verteidigen.

"Waren sie früher mal ein Schüler der Robert S. Klein Realschule?", fragte Schubert.

"Ja. Aber macht mich das zu einem Amokläufer?", fragte der Staatsanwalt, nachdem er seine Fassung wiedergefunden hatte.

"Kannten sie Kevin Mokaalefer? Er war ein gescheiterter und vorbestrafter Schulabbrecher, bevor er ein Amokläufer wurde. Haben sie ihn dazu verführt, ihnen bei ihrer Rache an der Schule zu helfen?", fragte Schubert den Anwalt, während er seine Waffe weiterhin auf ihn richtete.

"Nein! Nein! Ich hab nichts gemacht!"

"Sparen sie sich ihre Lügen.", befahl Schubert.

"Ich lüge nicht!"

"Und ob sie lügen!"

"Nein! Ich lüge nicht!"

Natürlich lügen sie!”

Nein, tue ich nicht!”

"Na und wie sie lügen!"

Das ist doch Unsinn!”

Das ist kein Unsinn! Sie lügen!”

"Nein! Ich bin kein Lügner!"

"Nun lügen sie schon wieder!"

"Sie lügen! Ich lüge nicht!"

"Den Blödsinn können sie sich sparen. Das arme Mädchen hat ihr Lachen einwandfrei wiedererkannt.", konterte Kommissar Schubert.

"Sie irrt sich!"

"Nein! Ich irre mich nicht!", rief Sandra Weck.

"Und ob sie sich irrt!"

"Nein. Sie irrt sich nicht.", meinte Schubert.

"Doch das tut sie!"

"Nein tut sie nicht!"

Doch das tut sie!”

Nein tut sie nicht!”

"Doch das tut sie!", verteidigte sich der hinterlistige und gemeine Staatsanwalt weiter.

"Nein tut sie nicht!", widersprach Christian Schubert seinem Gegner, während er seine Waffe weiterhin auf ihn richtete.

"Doch das tut sie!"

"Nein tut sie nicht!"

"Sie irrt sich!"

"Nein! Sie irrt sich nicht!"

Doch sie irrt sich!”

Nein!”, konterte Schubert.

Doch natürlich!”

Auch diese Diskussion erinnerte die Zuschauer an ihre Zeit im Kindergarten (sowie die Diskussion Mord/Notwehr zwischen Staatsanwalt und Verteidiger in Kapitel 2), doch diesmal hatten sie keinen Spaß an der Sache, da auch sie von Sandras wahrheitsgemäßer Aussage überzeugt waren. “Nein sie irrt sich nicht! Ihr teuflisches Gelächter ist leider Gottes für immer tief in den Erinnerungen dieses jungen Mädchens eingeprägt! Und sie wird es mit 100prozentiger Sicherheit niemals vergessen! Sie irrt sich nicht!”

"Aber sicher irrt sie sich!"

"Von wegen! Sie irrt sich nicht!"

"Ich bin aber kein Amokläufer!"

"Doch sie sind ein Amokläufer! Sie waren immer einer! Und sie werden immer einer sein! Es nützt ihnen nichts, diese Tatsache zu leugnen!"

"Jetzt reicht es aber! Das las ich mir nicht gefallen!", schrie der Staatsanwalt, bevor er eine großkalibrige Schußwaffe hervorzauberte.

Doch bevor er schießen konnte, schoß ihm Kommissar Schubert in den rechten Arm und der Killer ließ die Waffe fallen. Herrmann Hess versuchte mit der linken Hand nach der auf den Boden gefallenen Waffe zu greifen, doch Schubert war schneller und verabreichte ihm eine weitere Kugel in den linken Arm. Danach ging alles sehr schnell: Die Wachmänner nahmen den Komplizen des Amokläufers fest und legten ihm trotz seiner Verletzungen noch Handschellen an. "Dafür werdet ihr büßen! Ihr miesen Schweine! Ich werde euch alle töten!", schrie der hinterhältige und gemeine Staatsanwalt, während er von zwei Beamten abgeführt wurde.

Als er den Gerichtssaal verlassen hatte, gratulierte der ehrenwerte Richter Alex Bold dem Kommissar zu seiner Heldentat. Wer weiß wieviele Leute der Killer noch umgelegt hätte, wenn Schubert ihm nicht zwei Kugeln in die Arme verpaßt hätte. Vielleicht hätte der Killer auch irgendwann versucht sein Werk zu vollenden, in dem er Sandra Weck getötet hätte. Aber diese Gefahr war nun für immer gebannt. Schubert dachte: "Gut das ich diesen verrückten Psychopaten erwischt habe. Ich und Vincent hätten wahrscheinlich sowieso erst mit unserer Arbeit als Privatdetektive anfangen können, nachdem der zweite Amokläufer geschnappt worden wäre. Man muss schließlich mit einem Sieg abtreten, um in guter Erinnerung zu bleiben."

Urplötzlich hörten die Menschen im Gerichtssaal zwei Schüsse von draußen. Sofort stürmten die Wachmänner des Richters zusammen mit Kommissar Schuber, Kommissarin Biedrig und Kommissar Bund durch die Tür, um herauszufinden wer warum geschossen hatte. Auch Schubert nahm langsam aber sicher den aus seiner Sicht gesehen ziemlich langen Weg auf sich. Und als er draußen ankam, lag da die Leiche des Staatsanwaltes Herrmann Hess, der von einem der beiden Wachmänner erschossen worden war. "Er hat versucht meinen Kollegen in den Hals zu beißen! Er wollte ihn töten!", verteidigte sich der Wachmann, der geschossen hatte.

"Das stimmt.", sagte der andere Wachmann, der auf dem Boden saß und mit einem Taschentuch die Wunde an seinem Hals provisorisch versorgt hatte.

"Tja. Dann ist er eben tot. Pech gehabt.", sagte Schubert, dem das Ableben des zweiten Amokläufers ziemlich egal war.

Der uniformierte Kommissar mit den Krücken erkundigte sich noch nach dem Befinden des verletzten Wachmanns (keine Sorge: Der Wachmann wird überleben und die Tollwut hat er natürlich auch nicht bekommen), bevor er wieder in den Gerichtssaal ging und den Richter über den Verbleib des Staatsanwaltes informierte. Der ehrenwerte Richter Alex Bold war entsetzt: Der eine Anwalt war ein Dieb und im Grunde gar kein Anwalt. Und der andere war ein toter, geistesgestörter Amokläufer. Toll. Und wer kam jetzt für die Prozesskosten auf? Und wer bezahlte die Geldstrafen der beiden Anwälte? Natürlich das liebende Ehepaar Herr und Frau Steuerzahler.

 

 

Als Melissa und ihr Freund das Phantom schließlich früh in der Nacht den Schrebergarten der Familie Weißer betraten, fragte die flüchtige Verbrecherin ihren Komplizen, ob seine Eltern dieses Grundstück hin und wieder benutzten, um mit ihm und seiner Schwester dort zu wohnen. Aber das taten sie nicht. Sie kamen so gut wie nie hierher. Statt Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, taten sie was sie wollten. Genauso wie ihre beiden Kinder. Der Scheingeiselnehmerin sollte das aber nur recht sein. Sie würde ersteinmal ein paar Tage dort bleiben, bis sich die Lage ein wenig beruhigt hatte. Anja und Heinrich würden sich um die falschen Papiere kümmern und sie würde sich hier in Berlin einen Job und eine Wohnung suchen, um ein neues Leben anfangen zu können. Vielleicht würde sie sogar anfangen zu studieren. Dann könnte sie in einem Studentenwohnheim wohnen. Natürlich durfte ein neues Auto in ihrem neuen Leben auf keinen Fall fehlen, denn sie begann schon ihr altes zu vermissen. Genauso wie ihre 500.000 Euro, die sie nun nie wiedersehen würde. "Wenigstens hat Sandra noch ihren Anteil. So ist immerhin eine von uns glücklich und zufrieden.", dachte Melissa, während sie sich an die alten Zeiten (die erst ein paar Wochen her waren) erinnerte.

Diesmal wollte sie ihre Heimatstadt nicht verlassen, da sie davon ausging das die Polizei sie wieder außerhalb suchen würde. Sie hatte ihr Heimatland ungern verlassen, aber bestimmte Leute waren ihr einfach immer wieder viel zu nahe gekommen. Doch das waren sicher nur dumme Zufälle gewesen. Zufälle, die sich bestimmt nicht wiederholen würden. Heinrich gab ihr den Schlüssel zu dem kleinen Häuschen und versprach morgen nachmittag mit etwas Eßbarem wiederzukommen. Als er weg war, ging Melissa noch nicht sofort in die kleine Laube hinein, sondern genoß ersteinmal die klare Mondnacht. Sie war wirklich froh darüber, den Mond wieder sehen zu können. Ihre Zelle in der Untersuchungshaft hatte nämlich keine Fenster gehabt. Und wäre sie wieder eingesperrt worden, wäre sie bestimmt in einer weiteren fensterlosen Zelle gelandet. Aber der schlaue Bruder der Fälscherin ihres Vertrauens hatte sie gerettet.

 

 

Am Freitagmorgen betraten die Berliner Kommissare Schubert und Schuber gleichzeitig ihr kleines aber feines Büro. Sobald Schubert‘s Verletzung vollständig auskuriert sein würde, würden sie kündigen und ihre eigenes Detektivbüro aufmachen. Doch das würde noch eine Weile dauern, weshalb sich die beiden Kommissare solange noch mit irgendeinem Fall die Zeit vertreiben mussten. Und welcher Fall war dazu besser geeignet, als der Fall Phantom Eintausend. Vincent Schuber hatte sich mit den zuständigen Beamten in Verbindung gesetzt und ein paar Akten angefordert, die unsere beiden Helden nun durchlasen, um mehr über das Phantom zu erfahren. Also saßen die beiden Kriminalkommissare in ihrem Büro und blätterten die vielen dicken Akten über den Fall Phantom Eintausend durch. Die Akten förderten nicht besonders viel zu Tage, aber ein paar nennenswerte Fakten konnten die beiden achtsamen Kommissare doch zusammentragen:

 

1: Das Phantom mit den Tausend Gesichtern (Phantom Eintausend) läßt an jedem Tatort eine oder mehrere Visitenkarten zurück, auf denen folgender Satz steht: Das Phantom mit den 1.000 Gesichtern (Phantom Eintausend) hat wieder zugeschlagen.

2: Es besteht die Möglichkeit, dass das Phantom einen oder mehrere Komplizen hat.

3: Es ist sehr wahrscheinlich, dass Melissa zur Phantombande gehört, oder mit dem Phantom oder einem Freund des Phantoms befreundet ist.

4: Das Phantom Eintausend schlägt fast immer bei Nacht zu (außer bei dieser Sache im Gerichtssaal).

5: Das Phantom Eintausend kennt jemanden, der ihm die vielen wichtige Dokumente verschafft hat, durch die er sich als Anwalt Pete Handtauninsom ausgeben konnte. Vermutlich derselbe Fälscher, der Melissa Klein alias Susanne Beck die falschen Papiere gegeben hat.

6: Alle Verbrechen des Phantoms fanden in Berlin statt, weshalb man davon ausgehen kann das der Verbrecher auch in Berlin wohnt.

7: Bei dem Phantom handelt es sich mit 90prozentiger Wahrscheinlichkeit um einen männlichen Weißen zwischen 18 und 28. Belegen lässt sich diese Theorie nur durch ein unscharfes Überwachungsvideo, auf dem das Phantom zu sehen ist. Da die Größe und Statur für sich sprachen, wurde diese Theorie aufgestellt.

8: Das Phantom Eintausend hat im Laufe der Zeit schon 998 von der Polizei registrierte Verbrechen begangen (wenn man die Sache mit Melissa mitrechnet, sind es schon 999 Verbrechen). Angefangen hat das ganze mit einem alten, seltenen und wertvollen Buch, das aus einer schlecht bewachten Buchhandlung verschwunden war und an dessen Stelle nur die inzwischen allgemein bekannte Visitenkarte lag.

9: Das Phantom wird bald sein Tausendstes Verbrechen begehen.

10: Dieses Verbrechen wird wahrscheinlich alles andere in den Schatten stellen, da es für das Phantom mit den 1.000 Gesichtern ein besonderes Jubiläum ist.

11: Und unsere Aufgabe ist es jetzt, dass Phantom zu schnappen. Denn wir haben eine Rechnung mit ihm zu begleichen. Und die werden wir auch begleichen.

 

"Tja. Das ist der Stand der Dinge. Vielleicht gelingt es uns das Phantom zu schnappen, während es versucht seinen großen Coup durchzuführen. Wenn uns das gelingt, gelingt es uns vielleicht auch Melissa Klein und den Fälscher zu schnappen, den sie und das Phantom offensichtlich ziemlich gut kennen. Das Phantom ist im Moment unsere einzige Spur im Fall Melissa Klein alias Susanne Beck. Und ich wette bald besorgt sie sich wieder neue Papiere. Aber das ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich habe kein besonderes Interesse daran dieses Mädchen ins Gefängnis zu bringen. Doch wenn es uns gelingt das Phantom zu schnappen und wir dadurch auch Melissa und diesen Fälscher erwischen, würde ich mich darüber trotzdem sehr freuen.", meinte Christian Schubert, nachdem er einen kurzen Blick auf die zusammengetragenen Fakten geworfen hatte.

"Und wie sollen wir das Phantom schnappen?", fragte Vincent.

"Indem wir versuchen so zu denken wie das Phantom. Wir studieren seine Verbrechen und versuchen einfach ein würdiges Jubiläumsverbrechen zu finden, dass er hier in Berlin vielleicht in den nächsten Tagen begehen wird."

"Aber wieso? Ihr Bein ist bald vollständig auskuriert und danach wollten wir uns doch selbstständig machen. Was bringt es jetzt noch einen Dieb zu jagen, zumal wir doch ohnehin hauptsächlich für Mord zuständig sind?", fragte Vincent Schuber seinen Partner.

"Es bringt uns Ruhm und Ehre. Und unsere Stadt ist wieder etwas sicherer. Und vielleicht werden wir ja befördert.", erklärte Schubert.

"Aber ich dachte wir machen uns selbstständig?"

"Klar. Falls es uns nicht gelingt diesen Gauner zu fassen, kündigen wir und werden Privatdetektive. Falls es uns gelingt und wir nicht befördert werden, kündigen wir und werden Privatdetektive. Aber falls es uns gelingt den Dieb zu fassen und wir befördert werden, wäre es doch dumm zu kündigen, oder?", fragte der ältere Kommissar den jüngeren, nachdem er ihm alles erklärt hatte.

"Aber ich hatte doch schon ein Büro für unsere Firma in Augenschein genommen.", protestierte der jüngere Kommissar.

"Haben sie es etwa schon gemietet?", fragte Christian Schubert.

"Nein. Natürlich nicht. Aber ich hatte mich schon so sehr darauf gefreut Detektiv zu werden. Und das Büro ist wirklich schön. Es ist Platz für Unmengen von Aktenschränken. Und für drei Schreibtische, obwohl wir nur zwei brauchen. Und für eine Empfangsdame, wenn sie eine haben wolen. Es gibt auch eine Toilette und eine kleine Küche. Und eine Abstellkammer. Die Stromleitungen sind intakt, das fließende Wasser (warm und kalt) fließt so wie es sollte und Gas haben wir auch."

"Wie hoch ist die Miete?"

Vincent Schuber dachte einen Augenblick nach. "3.500 Euro im Monat.", war seine Antwort.

"Wo liegt dieses Büro?", fragte Schubert.

"Im ersten Stock."

"Sie wissen ganz genau was ich meine!"

"In Berlin-Mitte. Ganz nahe beim Reichstag.", entgegnete Vincent.

"3.500 Euro im Monat. Das sind 42.000 Euro im Jahr. In 10 Jahren wären das dann 420.000 Euro, die wir als Detektive unmöglich verdienen können. Zudem müssen wir ja noch Miete für unsere Wohnungen zahlen. Wenn man es so betrachtet, was es vielleicht eine dumme Idee von mir Privatdetektiv zu werden. Ich habe diese Idee in unsere Gehirne geschmuggelt und ich schlage vor, dass wir sie schnell daraus entfernen.", erklärte Schubert.

"Aber wir könnten uns auch ein billigeres Büro suchen.", meinte Vincent.

"Ja. Das könnten wir. Aber wir sollten erstmal abwarten, ob es uns gelingt das Phantom zu schnappen. Und wenn es uns gelingt und wir nicht befördert werden, dann sehen wir weiter."

"Also gut.", stimmte Vincent mürrisch zu.

"Prima. Dann los; es gibt viel zu tun.", entgegnete Schubert, bevor er damit fortfuhr die Akten über die vielen Verbrechen des Phantoms durchzusehen.

Die Jagd auf das Phantom Eintausend hatte begonnen.

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